Gemeinhin versteht unter „Renaissance“ der geneigte Leser eine kulturelle Epoche im 14. bis 16. Jahrhundert, in der laut Konversationslexikon die Wiedergeburt des klassischen Altertums und die Bewusstwerdung der menschlichen Persönlichkeit im Vordergrund stehen. Und was hat das bitte mit Berlin zu tun? Gar nichts, werden sie sagen, gar nichts! Oder vielleicht doch? Geht es vielleicht um Renaissancebauten in Berlin oder um eine Wiedergeburt von Angela Merkel, unserer Bundeskanzlerin? Gehen wir mal der Sache auf den Grund, was hier und heute mit Renaissance und Aufklärung gemeint sein könnte.
Anfang November ist eine Gruppe des Landesverbandes Film- und Video Bayern e.V. aufgebrochen in scheinbares Feindesland nach Berlin, aber – das sei vorausgeschickt – auch wieder wohlbehalten aus der Fremde zurück gekehrt. Alle 38 Mitglieder unseres Vereins aus allen Regionen waren von einer Studienreise begeistert, die recht kurios ihren Anfang nahm, nämlich im Kloster Oberalteich. Dort fanden, wie alle Leser von Film & Video ja wissen, im Frühjahr die Bayerischen Film- und Videofestspiele statt. Das sind die mit den Löwen als Preisen und mit dem „Großen Löwen mit Rautenschild“ vom Bayerischen Ministerpräsidenten für den besten Film des Jahres. Ein vorlauter Herr Film- Präsident, dessen Namen sie vom Bundesnachrichtendienst ermitteln lassen können, wenn sie ihn nicht erraten, hatte vor der kompletten Prominenz mit Bürgermeister, Landrat, MdL und MdB einfach behauptet, bei der BAF seien mehr Gäste anwesend, als Abgeordnete im Bundestag. Damit schlug das Schicksal zu! Alois Rainer, MdB, sprang ans Mikrofon und lud spontan den BDFA Bayern nach Berlin ein. Eine Studienreise sollte es sein, damit die Filmer einmal wirklich sehen, dass dort auch gearbeitet wird – und zwar gerade eben nicht im Bundestag, sondern in den Ausschüssen und so weiter und so weiter. Der Kontakt zur CSU-Landesgruppe in Berlin kam tatsächlich zustande. Angestoßen durch Alois Rainer MdB, genehmigt von seiner Schwester Gerda Hasselfeldt MdB, geborene Rainer, Vorsitzende der CSU-Landesgruppe bis zu Max Straubinger, MdB übrigens schon seit 1994, jetzt Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe und letztlich zuständig für Frau Maike Toelle, die dann zum Schluss alles organisierte.
Machen wir es kurz: Das Bundespresseamt stellt ein sehr abwechslungsreiches und informatives Besuchsprogramm für uns zusammen, das sowohl das politische Berlin, aber auch die gesellschaftliche Situation der Hauptstadt vor und seit der Wende übersichtlich, aber auch ausführlich erlebbar macht. Dazu zählen eine Ausstellung „Alltag in der ehemaligen DDR“, eine Diskussion „Mut zur Maut“ im Bundesverkehrsministerium, „Ohnmacht gegenüber der Staatsgewalt“ im ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen und „NS-Propaganda per Film“ im Filmmuseum.
Ein besonderer Programmpunkte ist aber zweifellos der Besuch des Reichtages mit einem exzellenten Vortrag eines Mitarbeiters des Besucherdienstes und der sich anschließenden Diskussion mit MdB Max Straubinger, der auf liebenswert amüsante, aber gleichwohl sehr informative Art nicht nur einen Einblick in das Funktionieren unserer Volksvertretung gibt, sondern vor allem auch in die konkrete politische Arbeit eines Bundestagsabgeordneten, der gefühlt 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche gefordert ist. An Allerheiligen am Vormittag vor Ort im Wahlkreis präsent zu sein, am Nachmittag nach Berlin zu fliegen und am frühen Abend unserer Gruppe Rede und Antwort zu stehen, das war ein bewundernswerter Feiertagseinsatz von ihm, für den wir noch immer ganz herzlich danken.
Wo versteckt sich jetzt der Grundgedanke der Renaissance, wo bleibt die Aufklärung? Es tut manchmal Not, die gewachsene eigene Meinung zum Thema Politik zu überprüfen und ggf. auch einmal auf „Reset“ zu gehen. Nicht alle Politiker sind faul, nicht alle Vorschläge unsinnig, nicht alle Entscheidungen falsch, wie oft im Verlauf einer Stammtischdiskussion zu hören ist. Der direkte Kontakt zur Legislative und Exekutive ist notwendig, eigene Erfahrungen werden gebraucht, persönliche Eindrücke sind entscheidend für die Bildung einer eigenen Meinung, wenn sie Gültigkeit über den Stammtisch hinaus haben soll. So ein „Reset“ ist durchaus vergleichbar mit einer Renaissance, einer Art Wiedergeburt und neuen Erfahrungen, die sich dann machen lassen. Die Basis dafür ist eine Aufklärung, aber nicht durch übernehmen der Meinung eines Anderen, sondern durch die Bildung einer eigenen Meinung auf Basis der vielen gewonnenen Eindrücke. Ich würde mir für unsere Politiker wünschen, dass mehr Deutsche die Arbeit unserer Volksvertreter auf diese Weise kennen und dadurch richtig einordnen lernten. Fahren sie nach Berlin, lassen sie sich aufklären und erleben sie ihre eigene Wiedergeburt!
Reiner Urban
Präsident des BDFA Bayern
Zusammenfassung:
Anfang November ist eine Gruppe des Landesverbandes Film- und Video Bayern e.V. aufgebrochen in scheinbares Feindesland nach Berlin, aber – das sei vorausgeschickt – auch wieder wohlbehalten aus der Fremde zurück gekehrt. Alle 38 Teilnehmer unseres Vereins aus allen Regionen waren von einer Studienreise begeistert, die ins Zentrum der Macht führte – nach Berlin. Der jährliche Spender des Großen BAF-Löwen ist derzeit ja der Meinung, Bayern möge verstärkt in Berlin seine Interessen vertreten. Die 38 Mitglieder haben deshalb ein Gebäude schon mal hergerichtet (Foto 1). Auch für die Lösung der anstehenden deutschen Präsidentschaftswahlen hat sich Agi Fleischmann als Kandidatin schon mal ablichten lassen. Gemeinsam mit dem derzeitigen Präsidenten des BDFA, der lieber im Herbst 2017 Bundeskanzler werden möchte, haben sie den gesamten Bundestag samt Adler bereits hinter sich (Foto 2). Deutschland hat dann nach den Wahlen, was Bayern braucht – Präsenz in Berlin. Nur der Adler, der muss dann noch durch einen Löwen ersetzt werden. Aber das schaffen wir!