Die 40. Bayerischen Amateurfilm-Festspiele, die Jubiläums-BAF, fanden vom 5. bis 7. April in Dorfen statt. Der Jakobmayer-Saal am historischen Dorfener Marktplatz ist ja vielen schon als Veranstaltungsort des Bundesfilmfestivals-Doku bekannt. Er bietet eine perfekte Verbindung zwischen Kino, Wirtshaus und offenem Treff – in der Mitte die Zuschauerreihen fürs Kino, am Rande die Wirtshaustische für die Verpflegung und hinten die Bar mit den Stehtischen für die vielen Gespräche. Die Filmautoren treffen sich jedes Jahr auf der BAF, um die von einem Auswahlgremium eingeladenen neuen Werke der Bayerischen Autoren zu begutachten. Sie vergleichen die Einschätzung der Jury mit der eigenen und es wird spekuliert, wer dieses Jahr die Löwen bekommt. Darüber, aber auch über vieles mehr wird zwischen den Vorführungen heftig diskutiert. Es ist auch der Treff des Jahres.
Für das leibliche Wohl war jederzeit gesorgt. Diesmal fand auch die Einladung zu Sekt und Schnittchen durch Bürgermeister Heinz Grundner im Jakobmayer-Saal statt, da das Rathaus gerade saniert wird. Der Bürgermeister erinnerte an die dramatische Vorgeschichte des Saales. Das Wirtshaus, das hier stand, wurde nämlich vor gut 100 Jahren während des Bayerischen Bierkriegs angezündet und brannte ab. Wenn es um den Bierpreis geht, verstehen die Bayern keinen Spaß.
Der Sektempfang zu Beginn der Matinée am Sonntag wurde zünftig von einer bayrischen Blaskapelle begleitet. Zunächst war die Verwunderung groß, dass die Jury ausschließlich mit Frauen besetzt war und einige (vor allem männliche) Autoren hatten Bedenken, dass die Beurteilungen zu „weiblich“ ausfallen könnten. Die Jurorinnen haben diese Bedenken aber schnell vergessen lassen, da sie sehr kompetent, sehr engagiert und manchmal auch recht kontrovers auf die verschiedenen Aspekte der Filme eingegangen sind. Auch mit der Entscheidung für die Vergabe der Löwen konnten sie die Skeptiker überzeugen.
So ging ein kleiner Löwe an den Film „Klappe halten“ von Jürgen Liebenstein, der den Austausch von riesigen Wehrklappen in allen technischen Details beschreibt, jedoch laut Jurorinnen nicht langweilig wird, da er mit der Kamera sehr nah dran ist, alle möglichen Perspektiven nutzt und den Text mit launigen Bemerkungen würzt.
Ebenfalls in beeindruckenden Nahaufnahmen vorgestellt wird „Chinas ungebetener Gast `Der Buchsbaumzünsler´“ von Herwig Hlawa. Der Autor wurde dafür auch mit einem Löwen belohnt. Er hat „dem Zuschauer eine fremde, spannende Welt zwischen Werden und Vergehen eröffnet“, wie Jurorin Kathrin Heim in ihrer Laudatio formulierte.
Er zeigt „Sonne und Wind, Fauchen und Brausen vor einer gewaltigen Naturkulisse“ sagte Laudatorin Iris Lindemann über den nächsten Löwenfilm. In „Wildes Island“ von Gerhard Amm werde „Abenteuerlust geweckt, dies alles selbst zu erfahren“. Dieser Film gewann auch die Publikumswertung.
Mit dem nächsten Löwenfilm „taucht man ein in die fremde Welt“, wie Laudatorin Eva Schulmeyer feststellte. In „Harar – Handel, Märkte und ein Deal“ nimmt Toni Ackstaller „den Zuschauer mit auf die Reise – unterstützt durch einen informativen, persönlichen Kommentar“. „Durch eine geschickte Dramaturgie steuert der Film auf einen unerwarteten Höhepunkt zu“.
„Abwechselnde und beeindruckende Perspektiven, die von einfühlsamer Musik begleitet werden, ziehen den Betrachter in die Weite der Bilder“. „Strahlendes Weiß und grandioses Lichtspiel bringt uns die Sensibilität des Autors vor Augen“. So beschreibt Margot Kühn den Löwenfilm „Unterwegs zu den Alten Männern im weißen Meer“ von Toni Wallner.
„Einen Film, der mit einem gelungenen dramatischen Bogen eine schwierige Geschichte“, nämlich die einer jüdischen Familie „zu einem menschlichen sehr positiven Abschluss bringt“ würdigte Christiane Altinger-Wolfrum. „Der Kommentar führt uns durch die Geschichte“ und „lässt die zeitgeschichtlichen Aspekte lebendig werden“. „Die Erzählweise mit sehr unterschiedlichen Materialien ist sehr gut montiert“ und so erhielt der Film „Herumgeblasen wie Blätter im Wind“ von Klaus Fleischmann und Manfred Scholz einen Löwen.
Der Preis für den besten Jugendfilm ging an „Sinnigkeit und Unsinnigkeit von Gewalt unter besonderer Berücksichtigung der Ursachen“ von Thomas Eingartner und Richard Wilde.
Den besten Film beschrieb Jurorin Isabel Dziewiatka in ihrer Laudatio mit den Worten: „Ein Animationsfilm, der zu einem deutlichen gesellschaftskritischen Statement wird und dem Zuschauer facettenreich neue Ebenen eröffnet. Laut schmatzende, Zähne verlierende, teils alles vertilgende Echsen als Spiegel einer Gesellschaft ohne Perspektive!? Ein sorgsam gestalteter kritisch-hoffnungsvoller Film mit Haltung!“ Der große Bayerische Löwe mit Rautenschild ging an den Film „GROKOdile“ von Horst Orlich.
Es gab natürlich noch eine ganze Reihe anderer guter, spannender und interessanter Filme, aber die Zahl der Löwen ist nun einmal beschränkt und schon die Teilnahme mit einem Film ist eine Ehre. So waren sich am Ende doch fast alle einig: Die Jubiläums-BAF war eine rundum gelungene Veranstaltung.